Montag, 16.09.2024 19:33 Uhr

„Apartheid“ bei Bezahlterminals

Verantwortlicher Autor: Ronaldo Goldberger Wil SG, 20.09.2023, 12:12 Uhr
Nachricht/Bericht: +++ Politik +++ Bericht 9838x gelesen

Wil SG [ENA] Sitten und Gebräuche ändern sich, und wir uns mit ihnen. Was waren das einst für Zeiten, als männiglich beim Begleichen bezogener Waren oder Dienstleistungen noch frei wählen konnte, bei welcher adretten Kassiererin man bedient werden möchte. Grundsätzlich akzeptierte jegliche Bezahlstelle im Kaufhaus oder anderswo unterschiedliche Formen von Schuldbegleichung, sei’s in bar oder elektronisch.

Seit während der unseligen SARS-CoVID-Zeit suggeriert wurde, dass Bezahlvorgänge mittels Plastikkarte mit Chip gefährliche Viren aussen vor liessen, erlagen viele Kunden diesen manipulativen Sirenenklängen. Sie wurden darin bestärkt, gesundheitlich „unbedenklichere“ Datentransfers zu veranlassen, ohne in die Tasche, ins Portemonnaie greifen zu müssen, wo dreckige, allenfalls gar „kontaminierte“ Scheine verstaut waren. Dass sie mit diesem Verhalten indirekt eine früher noch nicht so ins Bewusstsein getretene Agenda unterstützten, welche auf die Abschaffung des Bargelds abzielt, war situativ nicht dergestalt offensichtlich.

Erst im Nachgang der sogenannten „Pandemie“ erschloss sich dem einen oder anderen Konsumenten, dass mehr und mehr Bezahlterminals umrüsteten, indem sie Schlitze für die Entgegennahme von Münzen verschlossen, ebenso die mit Sensoren ausgestatteten Ritzen für die Einführung von Banknoten. Der Elektronik wurde der Kotau gemacht, sie da und dort sogar als verbindlich erklärt.

In der thurgauischen Grenz- und Hafenstadt Kreuzlingen beispielsweise gibt es seit geraumer Zeit bereits eine einem Einkaufskomplex angegliederte Einstellhalle, wo Autofahrer, die ausschliesslich mit Bargeld ihre Gebühr fürs Parkieren entrichten möchten, aussen vor bleiben müssen. Ist der Zwang, alternativlos eine Bezahlkarte mit sich führen zu müssen, um von Dienstleistungen zu profitieren, bereits flächendeckend eingeführt?

Nein, aber schleichend macht sich die Methode der Nötigung breit. An Musikfestivals, die eine Barzahlung für Eintritt und Konsumation verwehren, muss niemand hin. Diese Freiwilligkeit ist aber durchbrochen, wenn an Autobahnraststätten – selber erlebt, es lebe das diskrete Gebüsch! – die einzigen Kabinen, wo man sich erleichtern kann, ausschliesslich elektronisch zugänglich sind. An diversen Flughäfen sowie auf Flügen sind die Entnahme von Getränken aus Kühlkästen oder das Begleichen gekaufter Bordverpflegung nur mit Debit- oder Kreditkarte möglich.

Die Wahlmöglichkeiten des Bezahlmodus werden zunehmend auch eingeschränkt beim selbständigen Betreten von Schwimmbädern oder Lösen eines Zugbilletts am Automaten. Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) haben angekündigt, ab 2035 keine Bezahlung mehr mittels Bargeld zu gewährleisten. Es gibt bereits etliche Bankfilialen in der Schweiz, so z.B. seitens der UBS in Arbon TG, wo am Schalter keinerlei Geld über den Tresen geschoben werden kann. Parkingmeter auf öffentlichem Grund schlucken Münzen teilweise nicht mehr.

Zur Methode der Vereinseitigung der Zahlungsoption kommt die finanzielle Benachteiligung von Barzahlern im öffentlichen Raum. In der niederbayrischen Universitätsstadt Straubing verlangt ein zentral gelegenes Parkhaus von den traditionell mit Geld Zahlenden einen saftigen Aufpreis von mindestens einem Drittel. Unübersehbar schleicht sich die Methodik der Ausgrenzung oder partiellen Fernhaltung von Barzahlern in den Geschäftsalltag. Der Generation „digital natives“ fällt das gar nicht auf. Aber die Verteidiger des Bargeldes, die keine Datenspuren legen möchten, da sie das Verbleiben in der Anonymität, was ihr Kaufverhalten anbelangt, als ihre persönliche Freiheit empfinden und weiterhin beanspruchen, werden in die Ecke gedrängt.

Die wunderschöne zentrale Autoeinstellhalle in der Stadt Wil SG z.B. hat von zwei Zahlterminals eines bereits für Barzahler gesperrt. Das andere akzeptiert noch Bargeld. Die Frage ist, wie lange noch. Ob die Konsumenten einen Einfluss darauf haben? Jetzt, da noch Wettbewerb im Untergrund der Wiler Einstellhalle existiert, erliegt man der Hoffnung, die Chance sei nicht vertan. Doch die meisten Konsumenten sind Gewohnheitstiere. Die Bequemlichkeit dürfte obsiegen, und somit das verschmähte – vom digital-finanziellen Komplex aktiv diskreditierte – Bargeld auf dem Misthaufen der Geschichte landen.

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