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En Bokek

Verantwortlicher Autor: Theo Goumas En Bokek, 10.02.2023, 16:13 Uhr
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Sonnenaufgang übers Tote Meer bei En Bokek
Sonnenaufgang übers Tote Meer bei En Bokek  Bild: Theo Goumas

En Bokek [ENA] En Bokek oder Ein Bokek, ist ein touristischer Kurort am Toten Meer in Israel. Bei den Ausländern eher unbekannt, bei den Israelis sehr beliebt, liegt dieser Ort tief unter dem Meeresspiegel bei etwa -390 Metern. Ein Reisebericht mit nützlichen Tipps.

En Bokek ist ein kleiner und gleichzeitig der beliebteste Kur- und Touristenort am Westufer des Toten Meeres. Der Ort liegt an der Straße 90, die von Metulla, einem Örtchen hoch im Norden an der Grenze zum Libanon, bis ganz nach Süden, nach Eilat führt. Dabei führt die Straße auch durchs Westjordanland. Sie durchstreift En Bokek auf dem Weg entlang des Toten Meeres und bietet spektakuläre Ausblicke auf Meer, Berge, Wüste und kleine Ortschaften.

En Bokek ist ein Kur- und Touristenort und hat fast nichts zu bieten. Hierher kommt nur wer leidet (das Wasser hat eine heilende Wirkung), im Toten Meer baden oder entspannen möchte. Wohnhäuser gibt es keine, dafür gibt es eine Reihe Hotels, Restaurants und Geschäfte. Man kann es sich aussuchen, ob man ein Hotel direkt am Meer mit Privatstrand haben möchte oder eins, das näher am Berg liegt. Der Ort bietet einen öffentlichen Strand mit Bademeister (David Hasselhoff ist es leider nicht), Strandliegen zum mieten, Duschen mit Süßwasser, Umkleidekabinen und WCs. En Bokek ist erstaunlich grün, die Gebäude sind weit auseinander gebaut und der Strand ist breit und lang.

Da En Bokek tief unter dem Meeresspiegel liegt, ist das Klima anders als im Rest des Landes. Auch im Winter ist es hier mit über 20 Grad angenehm warm und man kann im Meer baden. Schwimmen geht da eher nicht, weil der Auftrieb des stark salzhaltigen Wassers sehr groß ist. Am besten ist es, man geht mit Badeschuhen ins Wasser, weil der Untergrund teilweise scharfkantig sein kann, bewegt sich ruhig und spritzt nicht und wenn man tief genug ist, setzt man sich hin und lässt sich treiben. Das Aufstehen könnte etwas schwierig werden, weil man die Beine nicht runter bekommt. Tipp: Wenn man eine Position wie auf einer Sonnenliege erreicht hat, also Beine, Füße und Oberkörper oben, Popo unten, macht man langsame Schwimmbewegungen bis ans Ufer.

Wichtig ist, dass man nicht spritzt, kein Wasser in Augen oder Nase bekommt und auf keinen Fall reinspringt. Die Bademeister achten penibel darauf. Kleine Kinder dürfen nicht ins Wasser. Auch wenn man Wunden hat, sollte man es vermeiden ins Meer zu gehen, weil es dann zu Brennen anfängt. Sportler, die keine Wunden haben, werden eventuell auch ein Brennen an den Muskeln bemerken. Dann sofort raus und mit klarem Wasser das Salz wegspülen. Der Untergrund im Meer ist unterschiedlich. Er kann sandig weich oder verkrustet sein, deswegen eignen sich hier Badeschuhe. Auch der Strand schaut dementsprechend aus.

Die Hotels haben alle einen Spa-Bereich, wo man einen Pool mit Meerwasser vorfinden kann. Hier ist das Wasser angenehm geheizt und auch hier gelten die gleichen Vorschriften wie im Meer. Aufenthalt im Wasser sollte nicht länger als 30 Minuten sein, sagen die hiesigen Ärzte. Außerdem gibt es Saunen, Jacuzzis und Fitnessstudios und Pools im Freien, die im Winter geschlossen sind, trotz des guten Wetters. Die Spas, Pools und Privatstrände haben teilweise rigide Öffnungszeiten und man darf sie leider nicht spät oder rund-um-die-Uhr benutzen.

Die Hotels, wie alles andere auch, sind in En Bokek sehr teuer. Eine 1,5 Liter Flasche Wasser im Minimarkt kostet locker 3 Euro, Essen in einem der Restaurants fängt bei etwa 15 Euro an, eine Tafel Schokolade schlägt mit knapp über 3,50 Euro zu Buche. Auch ein Besuch bei McDonald's ist nicht billig. Hier gibt es zwei davon. Der eine befindet sich im Dead Sea Shopping Center und rühmt sich am tiefsten Punkt der Welt zu sein. In diesem Einkaufszentrum sollte man am besten eine Amex Platinum (ohne Limit) besitzen, denn hier findet man Läden von Boss, Polo, Armani usw. und die Gastro hat auch gesalzene Preise. Im kleineren Einkaufszentrum direkt daneben, der Sky Blue Mall, ist es ein wenig günstiger.

Wer liquide ist, kann im Restaurant Taj Mahal, das sich in einem Zelt befindet, außergewöhnlich essen gehen. Auch hier äußerst gesalzene Preise. Preise hin oder her, entweder kommt man mit einer Autoladung Sachen an und gibt somit weniger aus oder man kommt nicht drumrum und gibt viel aus. Da es nichts anderes in der Umgebung gibt, hat man keine andere Wahl. Eines fällt besonders auf: unter der Woche ist es in En Bokek sehr ruhig, am Wochenende jedoch, also am Freitag und Samstag, proppenvoll. Und genau an diesen zwei Tagen haben die Geschäfte, mit Ausnahme der paar wenigen Minimärkten, zu. Die Geschäfte öffnen wieder am Sonntag, wenn die Touristen schon weg sind.

In En Bokek kann man wunderbar entspannen und zur Ruhe kommen. Wer aber was erleben möchte, schaut in die Röhre. Es gibt hier nichts Aufregendes zu erleben. Was man machen kann ist eine Wanderung um die 20km über eine Salzzunge aufs gegenüberliege Ufer zu gelangen und dann links nach Norden und immer dem Wasser entlang wieder zurück. Nach drei Stunden Fußmarsch kommt man kurz vor der Straße 90 an einer Baustelle vorbei und sieht vor sich ein geschlossenes Tor. Das ist keine Fata Morgana, das Tor gibt es wirklich und es ist zu. Möglichkeit 1: Man wartet bis ein LKW vorbeifährt und sich das Tor öffnet oder 2) man steigt auf dem Steinhaufen rechts davon, wo das Wächterhäuschen ist und geht ums Häuschen rum und schon ist man draußen.

Man muss nicht die 3 Stunden wieder zurück. Die Salzzunge, die auf das andere Ufer führt, befindet sich gegenüber dem Isrotel Hotel, wo sich derzeit eine Baustelle befindet. Der vordere Teil ist eine künstliche Insel, die mit der Salzzunge verbunden wurde. Der Fußmarsch zur anderen Seite ist über 6km lang. Wenn man drüben ist, hat man einen Blick auf Jordanien, den man übrigens auch von En Bokek aus hat. Eine andere Wanderung ist zur Burgruine Zohar. Von En Bokek aus sind es etwa 8km nach Süden. Es führt ein Geh- und Radweg, der noch nicht ganz fertig ist. Die Strecke ist nicht wirklich schön und führt an einem kleinen Ort mit Hotels und keinen Geschäften vorbei. Diese sind günstiger als die in En Bokek.

Kurz danach geht man durch eine Neubausiedlung, wo wenig steht, keiner wohnt und viel gebaut wird und wenn man da durch ist, führt der Weg rauf zur Straße 90. Die überquert man und geht zur Schotterpiste gegenüber. Und genau da betritt man eine andere, völlig spektakuläre und surreale Welt. Es schaut aus wie auf dem Mars und man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Ab und zu fahren Autos durch und gerade am Wochenende rasen Mountainbiker über den Schotter. Irgendwann kommt man an der Burgruine an und wenn man noch Kondition und ein gutes GPS-Gerät oder Wanderkarte hat, wandert man über die Hügel und Berge nach Norden zurück nach En Bokek.

Wenn man etwas weiter weg mag und kann, sollte man sich die etwa 20km entfernte Festung Masada auf dem Felsplateau anschauen oder noch weiter nach En Gedi, zum Naturpark fahren. Dort gelangt man auch mit dem Bus. Fahrzeiten beachten, sonst hängt man da fest oder muss eine sehr lange Strecke zu Fuß zurück. Das war's dann auch schon an Unternehmungen in und um En Bokek. Was dann noch bleibt, ist schwimmen im Meer, entspannen und das Spa des Hotels so oft es geht zu besuchen und die Seele baumeln lassen.

Für sportliche Zeitgenossen gibt es einen sehr interessanten Marathon in En Bokek (https://deadsea.run/en/), der jährlich Anfang Februar stattfindet. Es ist der tiefste Lauf der Welt. Man hat die Wahl zwischen 5, 10, 21, 42 und 50km. Start ist auf der Salzzunge gegenüber dem Isrotel Hotel und Ziel befindet sich im Zentrum von En Bokek. Die Läufer über 5 und 10km laufen ein Stück auf der Salzzunge und kehren wieder um, alle anderen erreichen das Ufer gegenüber und drehen eine große Runde. Für sie ist dann das vorhin erwähnte Tor an der Baustelle kurz vor der Straße 90 geöffnet und müssen nicht über den Steinhaufen am Wächterhäuschen klettern.

Nach En Bokek kommt man vom Flughafen Eilat entweder mit einem Mietauto oder mit dem Bus 444. Von Tel Aviv geht's mit dem Zug nach Jerusalem oder Rahat und dann mit dem Bus. Für den ÖPNV muss man die Karte im Bild für 5 Shekel kaufen, die man mit Geld auflädt. Wenn man mit dem Zug fährt, platziert man die Karte auf ein Gerät und man kommt zu den Zügen (wie bei der Londoner U-Bahn z.B.). Am Ziel legt man sie wieder aufs Gerät und das Geld wird abgezogen. Im Bus sagt man dem Fahrer wohin man möchte, platziert seine Karte an der Seite des Geräts und das Geld wird abgezogen. Man kann weder bar noch mit Kreditkarte zahlen. Der ÖPNV ist in Israel sehr günstig. Fahrt mit dem Zug von Rahat nach Ben Gurion: 6 Euro, von En Bokek nach Rahat: 3 Euro.

Wenn man aber spät landet, gibt's keine Verbindung mehr und die einzige Möglichkeit ist ein (offizielles) Taxi. Zumindest vom Flughafen Ben Gurion aus kostet es 1000 Shekel (Festpreis), etwa 265 Euro und dauert knappe 2 Stunden. Da Bares Wahres ist, vorher am Flughafen Geld abheben oder umtauschen. Zu den offiziellen Taxis folgt man den Aufklebern auf dem Boden und ignoriert alle Taxifahrer, die auf dem Weg dahin einen ansprechen. Draußen angekommen ist ein Häuschen, dort bekommt man einen Zettel mit ein paar Daten des Taxi(Fahrers), leider fast alles auf Hebräisch und wird zu einem freien Taxi geleitet.

Wenn das Fahrziel weiter weg liegt, geht es nach einem Festpreis. Dazu gibt es von der Regierung festgelegte Preise. Die Fahrer haben die Liste entweder ausgedruckt oder auf dem Handy gespeichert. Kreditkarten werden schon akzeptiert, aber vom System meistens abgelehnt, deswegen genügend Bargeld in Shekel, Euro oder USD dabei haben. Die inoffiziellen Taxis meidet man am besten, wenn man seine Ruhe und seinen Frieden haben möchte. Uber wäre auch eine Möglichkeit. Fotostrecken zum Artikel gibt es hier: http://theo.en-a.eu/galerie/dead_sea_marathon-11830/, http://theo.en-a.eu/galerie/zohar_fortress-11828/, http://theo.en-a.eu/galerie/wandern_ums_tote_meer_herum-11829

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